Die Teufelsgrube ist die von Legenden und Sagen umwobene „Königin“ der Gruben Litauens. Sie hat nicht nur den Status eines geologischen Naturdenkmals der Republik Litauen, sondern ist auch eines von 100 meistbesuchten Naturdenkmälern Europas. Die Teufelsgrube ist übrigens ein besonders mythologisch sakraler Ort.
Sie befindet sich tief im Wald, im Landschaftsschutzgebiet Mergiškės des Regionalparks Aukštadvaris. Dieser Landstrich hat eine alte sowie eigentümliche Geschichte und Kultur. Die ersten Menschen begannen sich hier im 3.–2. Jahrtausend v. Chr. niederzulassen. Neben bedeutenden archäologischen Denkmälern, Holzburgen und Burghügeln, Hügelgräbern und altertümlichen Siedlungen besticht dieses Gebiet durch sein besonders malerisches Relief. In diesem höchsten Teil des Hochlandes der Dzūkija gibt es viele Hügel, Täler, Bergrücken und Seen. 4 km von der Teufelsgrube entfernt liegt die höchste Erhebung – der Hügel von Gedanonys. Die Oberläufe der Flüsse Verknė und Strėva sind ein einzigartiger Schatz der Natur! Um dieses für Besucher offenstehende Gebiet von staatlicher Bedeutung kümmert sich das Forstamt von Trakai.
In Litauen gibt es viele tiefe Erdfälle. Die trichterförmige Teufelsgrube stellt mit 40 Metern die tiefste dar. An der Oberfläche hat sie eine regelmäßige Kreisform mit einem Durchmesser von beachtlichen 200 Metern. Bis zur Torfschicht auf dem Grund der Grube sind es etwa 10 m, wodurch sich eine Gesamttiefe von 50 Metern ergibt. Es wird angenommen, dass diese Grube vor langer Zeit noch tiefer gewesen ist.
Der Geheimnisweg der Teufelsgrube führt nach unten, wo sich ein morastiger Sumpf befindet. Im Sommer würde er sich vielleicht zum Herumstöbern anbieten, was jedoch nicht empfehlenswert ist, denn der Sumpf ist sehr morastig und gefährlich. Es wird vermutet, dass dieser Sumpf über unterirdische Kanäle mit den in der Nähe liegenden tiefen Seen von Škilietai verbunden ist. Angeblich seien vom Teufel in die Grube gelockte und versunkene Tiere nach einiger Zeit in einem der Seen zum Vorschein gekommen. Der Legende nach liegt in dieser Gegend das Skelett eines Riesen. Sein Mund sei die Teufelsgrube, seine Augen die Seen von Škilietai und seine Nase der Burghügel von Pamiškė.
Im Sumpf und auf den umliegenden Hügeln aus Lehmboden wachsen Bäume mit Wachstumsanomalien. Mehrere Experten versuchen dieses seltsame Naturphänomen zu erklären. Wissenschaftler bestätigen, dass an der Teufelsgrube Veränderungen des Energiefeldes festgestellt worden sind. Auf jeden Fall ist dies ein Ort, an dem sich starke geologische Biofelder überschneiden. Besucher der Teufelsgrube und besonders jene, die auf ihren Grund herabgestiegen sind, berichten von seltsamen Empfindungen.
Ursprung der Teufelsgrube
Die Teufelsgrube ist in der Tat ein geheimnisvoller Ort. Selbst ihr Ursprung ist ein bislang ungelöstes Rätsel. Vermutungen, Behauptungen und Legenden werden von Generation zu Generation weitergegeben. In der Wissenschaft gibt es bisher noch keine einheitliche Meinung, aber es gibt mehrere gewichtige Hypothesen. Laut einer davon befand sich hier vor Jahrtausenden ein mit Ablagerungen bedeckter Gletscher. Als er allmählich dahin schmolz, bildete sich diese beeindruckende Grube. Andere behaupten, dass der schmelzende Gletscher einen starken Wasserfall erzeugte, und dieser hätte die tiefe Senke ausgespült. Zudem wird vermutet, dass die Grube freigelegt wurde, als das Wasser des Bachs feinen Sand und Ablagerungen in den See von Škilietai befördert hat.
Oder vielleicht ist diese Grube das Ergebnis eines Meteoriteneinschlags? Der vergleichsweise kleine und regelmäßige Durchmesser der Grube, die an den steilen Hängen und die um die Teufelsgrube herum gefundenen diverse Bruchstücke von Geröll legen den Gedanken nahe, dass es sich um einen Meteoritenkrater handeln kann. Zu diesem Schluss gelangt man auch nach Prüfung der Daten von Untersuchungen anderer Meteoritenkrater. Die Wissenschaftler suchen immer noch nach Beweisen und möchten diese Theorie noch nicht so schnell bestätigen.
Legenden und Erzählungen
Vor langer Zeit stand an der Stelle der Teufelsgrube auf einem hohen Berg eine schöne Kirche. Ein Dorfbewohner sah einst bei einem Spaziergang den Priester dieser Kirche mit einer jungen Frau. Verärgert über dieses unangemessene Verhalten rief der Mensch: „Der Erdboden soll dich verschlucken!“ Und so versanken der Priester, das Mädchen und die gesamte Kirche im Erdboden. Wenn in der Grube Wasser steht, können aufmerksame Menschen angeblich die Kirchtürme erkennen und anständige Menschen hören Glockengeläut.
*
Einst wollte ein Mann ein Mädchen heiraten, das im gefiel. Leider war er bereits verheiratet, und deshalb konnte er nicht in der Kirche heiraten. Der Mann missachtete das Verbot, drohte dem Priester mit dem Schwert und zwang ihn, die Trauung zu vollziehen. Als der Bräutigam jedoch mit dem Treueschwur begann, rutschte die Kirche mit der Hochzeitsgesellschaft in die Tiefe. Danach war drei Tage lang Glockengeläut zu hören.
*
Einmal sah Gott, wie sich ein Priester mit der Haushälterin vergnügte. In seiner Wut holte er aus und die Kirche mitsamt dem Berg war vom Erdboden verschwunden.
*
Um Mitternacht feiern hier die Teufel. Die Menschen erzählen, dass man ihre Rufe und die Geräusche des Gelages hören konnte. Wer hier in der Nacht vorbeifährt, sieht die Teufel, deshalb trauen sich nur wenige, sich nach Einbruch der Dunkelheit in der Nähe der Grube aufzuhalten. Deshalb wird dieser furchtbare Ort die verfluchte Teufelsgrube genannt.
Teufelsfinger
In der litauischen Mythologie wird der Teufel oft als reales Wesen verstanden. Mitunter wird er mit der Welt der Verstorbenen in Verbindung gebracht. Manchmal ist er ein Riese, der die Natur erschafft. Es erstaunt nicht, dass sich in unserem Land mehr als 400 Naturobjekte befinden, die mit dem Namen des Teufels gleichgesetzt werden.
In der Nähe der Teufelsgrube befinden sich die sogenannten Teufelsfinger – glatte, längliche, fingerähnliche Steine. Nach dem Glauben der alten Balten und anderen Indoeuropäern ist der Teufelsfinger ein magischer Stein. Bei uns wird er mit dem Gott Perkūnas in Verbindung gebracht. Die gelblichen, braunen, blauen, grauen oder schwarzen Steine werden in dieser Region auch „Kugeln des Perkūnas“ genannt. Man glaubte, dass der Gott Perkūnas diese beim Sturm auf den Teufel schleudert. Wenn er nicht getroffen hat, dringt die „Kugel“ tief in die Erde ein, aber nach einigen Jahren tritt sie wieder an die Oberfläche.
In der litauischen Folklore schützt ein Teufelsfinger, der als Amulett getragen wird, vor Teufeln, Hexen und anderen bösen Geistern. In ein Haus, in dem sich eine Kugel des Perkūnas befindet, soll der Blitz nicht einschlagen. Dieser Stein wird auch in der Volksmedizin eingesetzt: Er wird auf die erkrankte Körperstelle aufgelegt oder etwas Pulver vom Stein wird mit Wasser eingenommen.