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Trakai verzaubert mit seiner einzigartigen seenreichen Landschaft und einer im Mittelalter errichteten, im vergangenen Jahrhundert aus Ruinen wieder hergerichteten Burganlage. Die Burgen von Alt-Trakai, Neu-Trakai und die Inselburg sind die Visitenkarte des Landkreises, die heute nicht nur das materielle architektonische, sondern auch das spirituelle Erbe des litauischen Volkes widerspiegelt. Bei der Gründung des litauischen Staates war Trakai aus politischer und militärischer Sicht schließlich eine der wichtigsten Städte.
Die vom 14.–15. Jahrhundert auf einer von vielen Inseln des Galvė-Sees errichtete Burg befindet sich an einem strategisch äußerst bequemen Ort - sie ist von allen Seiten von Wasser umgeben. Interessanterweise war der Wasserstand des Sees beim Bau der Inselburg Trakai fast 2 Meter höher als heute! Die heutige Insel gehörte damals zu einer Gruppe von drei kleinen Inseln.
Das vom Großfürsten Litauens Kęstutis begonnene Bauprojekt der Burg wurde von seinem Sohn Vytautas vollendet. Er nahm leichte Veränderungen des ursprünglichen Plans vor, verstärkte und modernisierte die Burg. Eine neue gotische Ziegelburg wurde errichtet, deren Zweck zur Verteidigung und Residenz auf originelle Weise in Einklang gebracht wurde. Ab 1409 verlegte Vytautas der Große die Hauptstadt des Staates nach Trakai: Hierher wurden auch die Metriken Litauens und die Staatskasse verlegt. Die aus Steinen und mit roten Ziegeln verkleidete erhabene Burg war lange Zeit die Residenz der litauischen Großfürsten und ein kultureller Magnet. In dieser Burg starb Vytautas am 27. Oktober 1430.
Die Inselburg Trakai – durch Einfachheit und bescheidene Pracht glänzende Bauwerke – ist Ausdruck der fortschrittlichsten Festungsideen aus dem 15. Jahrhundert. Sie gilt als Meisterwerk der mittelalterlichen Wehrarchitektur und als einzige Wasserburg in Osteuropa.
Alle Fürsten des Großfürstentums Litauen wohnten auf der Inselburg Trakai. Nur Sigismund August brach diese Tradition und errichtete einen Palast in Vilnius am Fuße des Gediminas-Bergs.
1951 wurde auf dem Burggelände mit groß angelegten Untersuchungen begonnen und 1962 zog das historische Museum von Trakai in das restaurierte Gebäude ein. Neben der Dauerausstellung in den Höfen und Sälen der Burg werden hier verschiedene Ausstellungen, Konferenzen, Musikfestivals und Aufführungen veranstaltet. Die Tage der alten Handwerke im Burghof, die historischen Abende von Vytautas dem Großen u.a. Veranstaltungen sind bereits Tradition geworden. Es werden auch Bildungsprogramme für Kinder und Erwachsene angeboten. Wie auch zu alten Zeiten wird die Inselburg Trakai von offiziellen Delegationen anderer Staaten besucht: Hier werden Könige, Präsidenten, Minister und Botschafter empfangen.
Das Museum in der Inselburg Trakai
Seit 1962 befindet sich im Hauptgebäude der Inselburg Trakai das historische Museum von Trakai. Den Besuchern wird die Möglichkeit gegeben, einen Rundgang durch die alte Burg zu unternehmen und ihr strenges Interieur sowie viele interessante Exponate zu betrachten. Die Besucher werden mit der Geschichte der Stadt Trakai, der Burg und der Umgebung von Trakai vertraut gemacht. Zusätzliche 16 Ausstellungsräume befinden sich in einem anderen Teil der Festung, in den sogenannten Kasematten – den Befestigungen, die vor Kanonenkugeln schützen. In den Räumlichkeiten der Kasematten kann man viele Sammlungen angewandter Kunst besichtigen: Pfeifen, Uhren, Möbel, Werke aus Porzellan, Glas und Knochen. Hier gibt es auch viele Münzen, Medaillen, alte Landkarten, Jagdtrophäen, Schmuck, Alltagsgegenstände, Ritterrüstungen und Waffen sowie wertvolle Gemälde. Insgesamt befinden sich im Museumsfundus nahezu 400.000 Exponate!
Erwähnenswert ist, dass an einem anderen Ort, und zwar in der Dominikanerkapelle der Halbinselburg Trakai, im Jahr 2005 eine Ausstellung der Sakralkunst für Besucher eröffnet hat.
Bildungsprogramme
Auf der Inselburg Trakai werden in einem im Dachgeschoss des Torturms speziell eingerichteten Klasse verschiedene theoretische und praktische Lehrveranstaltungen organisiert, die nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene konzipiert worden sind. Dabei erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich aus der Nähe mit einem bestimmten Thema vertraut zu machen: Rittertum oder Inquisition des Mittelalters, Militärtechnik oder Geheimnisse militärischer Siege, gotische Architektur oder Feinheiten bei der Erstellung von Wappen...
Bei den Veranstaltungen zur Kriegsführung im Mittelalter wird nicht nur eine Fülle von Bildmaterial über die Rüstungen der Soldaten und deren Bewaffnung präsentiert, man kann sie auch anlegen, Schwerter, Armbrüste und Pfeile in die Hand nehmen. Nach vorheriger Vereinbarung kann auf der Terrasse sogar ein Bogen- oder Armbrustschießen mit professionellen Trainern durchgeführt werden.
Auf dem Galvė-See um die Inselburg Trakai gibt es insgesamt 20 Inseln! Während der speziellen Veranstaltungen können die Teilnehmer interessante Fakten über den See, die Inseln und die Vielzahl der Legenden lernen.
Tage der alten Handwerke
Auf der Inselburg Trakai wird jedes Jahr ein besonderes Fest organisiert. Es handelt sich um eine im August über mehrere Tage stattfindende Veranstaltung, die den Besucher in das Mittelalter zurückversetzt und die alten Handwerke präsentiert. Das Fest gedenkt außerdem des 1495 von Fürst Aleksandras bestätigten Statuts und der Erteilung des Privilegs für die erste Zeche – die Goldschmiede von Vilnius.
Meister der Juwelierkunst präsentieren die Feinheiten ihres Handwerks und die Werke, mit denen sich damals Hofdamen und tapfere Ritter schmückten. Beim Fest werden viele andere Kunsthandwerke demonstriert: Holzschnitzerei, Buchbinderei, Schmiedekunst, Herstellung archaischer Fischereiwerkzeuge u.a. Jeder Interessierte kann übrigens selbst lernen, aus einer Glasscherbe eine Kette herzustellen, Butter zu stampfen, Käse zu machen oder Messing zu gießen.
Auf der Veranstaltung fehlt es nie an Fröhlichkeit: Hofnarren, Musik- und Tanzensemble sorgen bei den Gästen für Stimmung, Ritter demonstrieren ihre Kampfkunst, Töpfer produzieren hier vor Ort im Brennofen Pfannen, in denen Experten für das leibliche Wohl Plinse oder Spiegelei braten. Hier kann man „Ubagynė“ und sogar ein von Kennern der alten Medizin hergestelltes Jugendelixier probieren!
Das Fest von Vytautas dem Großen
Der litauische Großfürst Vytautas ist zweifellos eines der berühmtesten und wichtigsten Symbole des Staates. Sein ruhmreicher Sieg bei der Schlacht von Tannenberg, die Ausweitung des Territoriums des Großfürstentums von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und weitere Verdienste nehmen einen besonders ehrenvollen Platz in der Geschichte des litauischen Staates ein.
Jedes Jahr am 27. Oktober – am Todestag von Vytautas – lädt die Inselburg Trakai zu den historischen Abenden zu Ehren des Fürsten. Im großen Saal der Burg wird des Großfürsten Litauens, der ein hohes Alter erreichte und entschlossen nach der Königskrone strebte sowie seines Umfeldes gedacht. Man erinnert sich an die Kultur der damaligen Zeit und andere weniger bekannte Themen. Für die Gäste wird ein Live-Konzert organisiert.