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Der Burghügel von Bradeliškės ist der größte Burghügel im Regionalpark Neris. Es ist der von Archäologen am besten untersuchte und ein hervorragend für Besucher hergerichteter Burghügel. Zu finden ist er im eindrucksvollen Tal des Flüsschens Dūkšta, und moderne Technologien versetzen den Besucher in die Zeit der Vorfahren.
Haupttext
Bereits im 2.–1. Jahrtausend v. Chr. begannen die Balten mit dem Anlegen von Burghügeln. Auf litauischem Gebiet gibt es davon heute nahezu eintausend und jedes Jahr kommen mehr hinzu, denn immer wieder werden in den dichten Wäldern versteckte neue Exemplare dieser besonderen Werke der Natur und der menschlichen Handarbeit gefunden. Interessanterweise gibt es in keinem anderen Land Europas so viele Burghügel wie in Litauen!
Burghügel waren ein wichtiger Wehrkomplex der alten Litauer. Damals bildeten sie ein besonders dichtes Verteidigungsnetz. Auf dem Gebiet des Regionalparks Neris, der über eine bezaubernd schöne Natur und viel kulturelles Erbe verfügt, sind derzeit Burghügel bekannt, die zu zehn verschiedenen Zeiten bewohnt waren: Die Burghügel bei Naujoji Rėva, Buivydai, Karmazinai, Stirniai u.a. Sie liegen zu beiden Ufern der Neris und in der Nähe der kleineren Bäche des Regionalparks.
Der am linken Ufer der Dūkšta, unweit des Dorfes Bradeliškės befindliche Burghügel hat besondere Aufmerksamkeit verdient. Es wird vermutet, dass dies der ehemals am längsten bewohnte Ort in dieser Gegend war und bereits vor 2500 Jahren zur Verteidigung eingesetzt wurde. Wissenschaftler meinen, dass sich die Menschen, die bis zum 14. Jahrhundert um den Burghügel herum lebten, hier vor Feinden versteckt hielten.
Im Laufe der Zeit hat sich der Burghügel von Bradeliškės stark verändert. 2017 wurde unter Zusammenarbeit von Fachkundigen unterschiedlicher Gebiete ein moderner Informationsstand entwickelt, der den Besuchern die hervorragende Möglichkeit gibt, den Burghügel so zu betrachten, wie er vor Jahrhunderten ausgesehen hat. Vom dreidimensionalen Stand aus eröffnet sich der Blick auf die Steilhänge des einst so majestätischen aber heute verfallenen Burghügels, auf die einstigen Befestigungen auf dem Hügel und die Dūkšta, die damals einen anderen Verlauf hatte.
Ganz in der Nähe befinden sich zwei weitere Burghügel, welche die Aufmerksamkeit von Reisenden verdienen – die Burghügel von Buivydai und Karmazinai. Einer von ihnen besitzt besonders steile und hohe Hänge, auf dem anderen werden auch heute noch rituelle Feuer entfacht.
Der Burghügel von Bradeliškės
Der Stolz des Regionalparks Neris, der Burghügel von Bradeliškės, entzückt durch seine Majestät und belebt die Geschichte des Altertums. Einst erhob sich hier eine große Holzburg, die von natürlichen Hindernissen (dem herumführenden Bach Dūkšta) und von zusätzlichen Wehranlagen (Dämmen und Gräben) geschützt wurde. Dieser Burghügel war einer der besonders wichtigen Verteidigungspunkte zwischen zwei Hauptstädten Litauens – Kernavė und Vilnius.
Der Burghügel Bradeliškės wird gegenwärtig gepflegt und wurde hervorragend für Besucher hergerichtet. Obwohl keine Möglichkeit besteht, die Befestigungen, die sich einst auf ihm befunden haben, zu besichtigen und der Burghügel selbst sich über viele Jahrhunderte stark verändert hat, lässt sich an einem Stand am Fuße des Bergs das Bild der Vergangenheit hervorragend wiederherstellen: Vor dem Auge erheben sich die Türme der altertümlichen Burg, die unbezwingbaren Hänge des Hügels und die besonderen Elemente des Wehrkomplexes. Im Vergleich zu heute hat sich das Bild stark verändert: Ein nicht unerheblicher Teil des Hügels ist in den Bach abgerutscht, der Schutzwall flachte ab und die hölzernen Befestigungen auf dem Gipfel wurden zerstört.
Die Besucher des Burghügels Bradeliškės können nicht nur interessante Kenntnisse von der Geschichte des Altertums erwerben. Die Holztreppe führt direkt auf den Gipfel des Burghügels in 16 Metern Höhe. Interessanterweise ist das Plateau auf dem Hügel von seiner Größe her vergleichbar mit einem Fußballfeld: Seine Länge beträgt mehr als 110 Meter und seine Breite ganze 60 Meter! Von ganz oben verschlägt einem nicht der ermüdende Aufstieg, sondern die wunderschöne Landschaft der Dūkšta den Atem. Besonders schön ist es hier im Herbst, wenn sich das gesamte bewaldete Flusstal in verschiedenen Farben zeigt.
Der Burghügel Buivydai
Weniger als einen halben Kilometer von Bradeliškės, ebenfalls am linken Ufer der Dūkšta, erhebt sich der Burghügel Buivydai. Er verfügt über 40 Meter hohe besonders steile Hänge. Die heute am Ort der ehemaligen Burg auf dem Kamm des Hügels errichtete Aussichtsplattform ist wie ein Balkon mit einer eindrucksvollen Aussicht auf das Tal der Dūkšta.
Der Burghügel Buivydai wird mitunter als eines der interessantesten Rätsel des Regionalparks Neris bezeichnet. Durch einen Mangel an archäologischen Fundstücken kann nicht bestätigt werden, dass hier einst auch nur eine kleine Burg gestanden hätte. Dieser hervorragend geschützte Ort wäre wunderbar zu Verteidigungszwecken geeignet. Der Burghügel ist schließlich an zwei Seiten von der Dūkšta umgeben, auf der anderen Seite von einer Erosionsrinne, in der Quell- und Schmelzwasser fließen. An der Seite des Burghügels, die nicht von natürlichen Hindernissen geschützt wurde, hatten die Litauer des Altertums ein recht kompliziertes Verteidigungssystem aus drei Gräben und drei Wällen angelegt.
Der Burghügel Karmazinai
In der beeindruckenden Nachbarschaft des Zusammenflusses von Dūkšta und Neris befindet sich ein merkwürdiger Hügel, der an eine kleine Pyramide erinnert – der Burghügel Karmazinai. Laut Archäologen ist er etwa 2000 Jahre alt, verlor im Laufe der Zeit seine Verteidigungsfunktion und wurde zu einem heiligen Berg. Ein solcher heiliger Berg war im Altertum ein wichtiger heiliger Ort, an dem die Litauer, die ihrer heidnischen Religion nachgingen, Rituale zu Ehren der Götter vollzogen. Gegenwärtig befindet sich oben auf dem Burghügel eine Opferstätte, an der zu bestimmten Anlässen Feuer entfacht wird, sowie Hochzeiten oder andere Rituale stattfinden.
Um den Burghügel Karmazinai, der auch Heiliger Berg von Viršupis (Viršupio Alkakalnis) genannt wird, ranken sich verschiedene Legenden. Man sagt, dass hier früher ein Götzenbild aus Stein gestanden habe und um den Berg herum seien 18 mächtige Eichen gewachsen, die durch ihre außergewöhnlichen Größe erstaunten. Laut einer anderen Überlieferung stand hier einst eine Kirche, die auf einmal im Erdboden versank. Deshalb hat es sonntags genau zur Mittagszeit den Anschein, als würde aus dem Innern des Hügels eine Glocke läuten.