Audioguide |
Nahe der litauischen Staatsgrenze zu Belarus, in einer bewaldeten Hochebene, fließt der Bach Buivyda, der auch dem Dorf seinen Namen gab. Der sich durch das Hügelland schlängelnde größte Fluss des Vilniusser Gebiets, die Neris, macht an dieser Stelle einen großen Bogen, die sogenannte Schleife von Buivydžiai – ein hydrografisches Schutzgebiet.
Buivydžiai ist die größte Ortschaft dieser Gemeinde und Gemeindezentrum; seit 2012 besitzt sie ihr eigenes Wappen. Der darin abgebildete aufrechtstehende Hirsch symbolisiert die großen und reichhaltigen Wälder dieser Gegend. Die rote Farbe erinnert an die Liebe, den Mut und die Tapferkeit der Bewohner im Kampf für die Unabhängigkeit und die Freiheit des Glaubens. Die Frömmigkeit der Gemeinde Buivydžiai und die großartige Kirche des Hl. Georg im Wappen spiegeln sich als symbolisches Kreuz dieses Heiligen wider.
Die zwei Prunkstücke des Dorfes Buivydžiai sind die Kirche des Hl. Georg und die im Kirchhof befindliche Kapelle des Hl. Florian. Die Kirche mit hellem Mauerwerk und dem Grundriss eines regelmäßigen Achtecks entzückt mit ihrer außergewöhnlichen Architektur. Das Majestätische wird der Kirche durch die zentrale Kuppel und den Vorbau sowie die Heiligenskulpturen verliehen. Im Kirchhof befindet sich die beeindruckende Kapelle des Hl. Florian, die zuvor den Namen des Hl. Erzengels Michael trug. Die Kirche erinnert mit ihrer Architektur an eine hohe aber kleine quadratische Pyramide. Dieses besondere Architekturensemble aus zwei Bauten wurde als staatlicher Kulturwert anerkannt.
Den Bau der Holzkirche des Hl. Georg Ende des 18. Jahrhundert und der Kapelle des Hl. Florian wurde vom Marschall von Vilnius, Michał Radziszewski, gefördert, welcher die Tochter einer Adelsfamilie, die damals das Land um Buivydžiai besaß, geheiratet hatte. Unweit ihres prächtigen Palais baute Radziszewski die vor einem Jahrhundert von Mönchen errichtete und ziemlich verfallene Kapelle um. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Gemeinde des Hl. Georg gegründet.
Beachtenswert ist auch die im nahen Pričiūnai gelegene und zur Gemeinde des Hl. Georg gehörende Kapelle des Hl. Ignatius. Diese kleine Kapelle ist berühmt für ihr jährlich Ende Juli veranstaltetes Ablassfest, das von vielen Gläubigen besucht wird, die selbst aus den entferntesten Winkeln des Landes anreisen. Die Kapelle erinnert an die in dieser Gegend besonders respektierte Wanda Boniszewska, eine Nonne der Konkregation der Engelsschwestern und Stigmatikerin. Jedes Jahr wird ein Pilgerweg von Buivydžiai zu dieser Kapelle organisiert.
In der Umgebung des Dorfes Buivydžiai kann man Orte mit besonderer archäologischer Bedeutung besuchen. Am linken Ufer der Neris, auf einem Hügel im Mischwald, erhebt sich der Burghügel von Rėva, der einst Ende des 1. Jahrtausends besiedelt war. Auf dem Burghügel Pašulniškiai aus demselben historischen Zeitabschnitt sind Wälle, Gräben und ein Platz deutlich zu erkennen. Es lohnt sich auch, die Hügelgräber von Pakalniai, Papunžė, Santaka und Pilviškiai, die auf das 3.–4. Jahrhundert zurückgehen, zu besuchen.
Der Hl. Georg
Der Hl. Georg – Sohn christlicher Adeliger in Kappadokien und tapferer Krieger – wurde für seinen Glauben in Palästina gefoltert. Man sagt, er habe einst eine Prinzessin aus den Händen eines Drachen befreit, deshalb wird er in der Kunst meistens als Krieger zu Pferde, der einen Drachen mit einem Speer erlegt, abgebildet. Der Hl. Georg ist der Schutzpatron Kataloniens, Georgiens, Portugals, Venedigs und anderer Staaten und Städte. Er ist auch der zweite Schutzpatron Litauens (der erste ist bekannterweise der Hl. Kasimir). Außerdem beschützt dieser Heilige die Pferde und andere Tiere vor allen Krankheiten.
Der 23. April ist der Sankt-Georgstag und wird mit dem Beginn des Sommers in Verbindung gebracht. Man sagt, dass der Heilige am Sankt-Georgstag das Erdreich aufschließt, erweckt und für den erfrischenden Tau sorgt, den das Gras zum Wachsen benötigt. An diesem Tag wird empfohlen, die Feldarbeit mit Pferden zu vermeiden, weil der Sankt-Georgstag auch deren Fest ist.
Die Kirche des Hl. Georg
Am Ort der heutigen Kirche des Hl. Georg haben die Bußkanoniker von Mikališkiai eine Holzkapelle errichtet. Mit der Zeit begann sie zu verfallen, das Dach wurde undicht. Der Vilniusser Marschall Michał Radziszewski, der die Tochter einer Adelsfamilie geheiratet hatte, hat für sich nicht nur ein prachtvolles Palais errichtet- am Ort der alten Kapelle begann er mit dem Bau einer Holzkirche. Gleichzeitig wurde auch eine Kapelle mit Familienmausoleum gebaut. Graf Konstantinas Tiškevičius bemerkt nach dem Besuch der Kirche in einem seiner Reiseberichte, dass hier eine andere Bauweise als bisher gesehen zum Einsatz gekommen ist.
Die Holzkirche aus dem 18. Jahrhundert wurde vergleichsweise spät (1982) ein Opfer der Flammen. Mit Mitteln der frommen Gemeinde entstand jedoch nach einigen Jahren die neue Kirche des Hl. Georg, diesmal aus Mauerwerk. Interessanterweise ist sie eine fast exakte Kopie der alten Kirche.
Die Kirche von der Form eines regelmäßigen Achtecks mit Kuppel und Vorbau bezaubert heute mit ihrer architektonischen Grazilität. Die Kirche zieren ein Staffeleigemälde des Hl. Georg, die Skulpturen des Hl. Kasimir und des Hl. Stanislaus sowie weitere Werke der Sakralkunst.
Die Kapelle des Hl. Florian
Im Kirchhof neben der Kirche des Hl. Georg steht eine Kapelle mit der Form einer spitzen, hohen Pyramide, auf deren Spitze sich die Figur eines trompetenden Engels befindet. Die von M. Radziszewski geförderte Kapelle von ungewöhnlicher Architektur wurde als Familienmausoläum errichtet. Im Keller befanden sich einst die Särge dieser Familie.
Übrigens wurde der Kapelle zuerst der Name des Hl. Erzengels Michael zugeteilt – wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Namen ihres Erbauers Michał Radziszewski. Erst später (um 1820) wurde sie zu Ehren des Hl. Florian geweiht, denn in ihr wurden die Reliquien des Heiligen, ein Geschenk von Papst Pius VI, aufbewahrt.
Der Hl. Florian war ein römischer Krieger, der zum Christentum konvertierte und um das Jahr 304 dafür gefoltert wurde. Er wurde dafür berühmt, mit nur einem Eimer Wasser ein brennendes Haus gelöscht zu haben. Der Heilige wird oft mit einem Eimer Wasser in der Hand abgebildet und gilt als Beschützer vor Feuer und Naturkatastrophen. Der 4. Mai ist der Sankt-Florianstag – das offizielle Berufsfest der Feuerwehrmänner und Notretter.