Der Opferberg

Ihre Entfernung zu diesem Objekt

10 min. 10 min. 10 min. 10 min.

Beschreibung

 

    Audioguide

 

Die mit Seen übersäte und von Flüssen durchzogene atemberaubende Landschaft von Trakai ist nicht nur aufgrund ihres natürlichen, sondern auch wegen ihres kulturellen bzw. historischen Erbes einzigartig. Auf dem Horn des Westufers der Halbinsel am See Luka (Bernardinai) erhebt sich ein 17 Meter hoher Burghügel, der aus unbekanntem Grund Opferberg genannt wird. Von dem mit seltenen Laubbäumen bewachsenen Gipfel eröffnet sich die wunderbare Aussicht auf die beeindruckende, von Seen umgebene Inselburg von Trakai.

Um dem als Burghügel bezeichneter Hügel, auf dem eine Burg steht oder stand, sind aufgeschüttete Erdwälle zu erkennen. Das litauische Wort für Burg („pilis“) wird übrigens vom litauischen Verb „pilti“ (dt. aufschütten) abgeleitet. Der Opferberg ist einer von ungefähr 1000 Burgbergen auf litauischem Gebiet.

Die Hauptfunktion des Opferbergs, wie auch jedes anderen Burghügels, war die Verteidigung der Burg und der umliegenden Siedlungen. Auf einem Platz auf dem Hügel versammelten sich die umliegenden Bewohner zum Schutz vor Angreifern. Auch versammelte sich hier die Armee. Der Platz des Opferbergs besitzt heute eine Länge von 45 Metern und eine Breite von 17 Metern. Die Sicherheit des Burghügels wurde durch den um ihn herum ausgehobenen Graben von 18 Metern Breite und 3 Metern Tiefe erhöht.

Die Halbinselburg von Trakai und ihr Verteidigungskomplex finden gemeinsam mit dem Opferberg nicht viel Erwähnung in schriftlichen Quellen. Es wird vermutet, dass der Bau der Halbinselburg in der Mitte des 14. Jahrhundert von Fürst Kęstutis ausgeführt wurde. Er dauerte etwa 20 Jahre. Bis dahin lag die Residenz des Großfürsten Litauens in der Burg von Alt-Trakai, die sich 3 km von der Stadt Trakai entfernt befindet.

2005 wurde der Opferberg auf Anordnung des Kultusministers der Republik Litauen als staatlich geschütztes Objekt anerkannt. Heute werden am Fuße dieses Burghügels verschiedene Veranstaltungen organisiert: ein Mittelalterfest, Reitturniere, Oldtimer-Ausstellungen usw.

 

Der Namensursprung des Opferbergs

Der auf dem Gelände der Halbinselburg von Trakai befindliche Burghügel wird Opferberg genannt. Warum er diesen Namen erhielt, ist jedoch ein Rätsel!

Einer weit verbreiteten Legende zufolge wurden den Göttern der Heiden auf diesem Berg Opfer erbracht. Graf Eustachijus Tiškevičius, der dieses Gebiet Mitte des 19. Jahrhundert erforschte, fand einen Löffel mit Löchern und war der Meinung, dass er bei Opferritualen zum Schöpfen von Blut eingesetzt worden sein könnte... Später haben die Archäologen, die diesen Löffel mit Löchern untersuchten, festgestellt, dass dies ein viel jüngeres Objekt ist. Vorerst wurden also keine zuverlässigen Quellen gefunden, die bestätigen würden, dass dieser Burghügel einst ein Ort war, an dem die Heiden Opferrituale vollzogen.

 

Der Burghügel als Verteidigungsbau

Der Hauptzweck von Burghügeln ist die Verteidigung. Deshalb wurden sie nach Möglichkeit stets an Orten angelegt, die von einer größtmöglichen Zahl natürlicher Hindernisse geschützt waren. Von umliegenden Gewässern geschützte Erhebungen oder Hügel mit Steilhängen waren aus verteidigungstechnischer Sicht besonders bequem zum Anlegen eines Burghügels.

Die Höhe und Steilheit der Hänge waren ein wichtiges Merkmal für die Uneinnehmbarkeit des Burghügels. Der zusätzliche Schutz der Burg wurde durch natürliche Hindernisse in Form von Schutzwällen oder ausgehobenen Gräben sichergestellt. Das Erklimmen des etwa 17 Meter hohen Opferberges kann eine gewaltige Herausforderung sein. Zum Glück kann man heute über die Treppe am Südwesthang auf den Burghügel steigen und die Aussicht von ihm genießen. 

Es sollte beachtet werden, dass es in Litauen heute schwierig ist, einen Burghügel zu finden, der sein anfängliches historisches Aussehen bewahrt hat. Oft muss man seine Fantasie verwenden, um die viel höheren Wälle, tieferen Gräben oder steileren Hänge zu „sehen“. Man kann vielleicht sogar versuchen, sich das gar nicht so geringe, auf den Schultern des Ritters lastende Gewicht von Rüstung und Waffen vorzustellen. Diese Dinge wogen mitunter bis zu 40 Kilogramm!

 

Die Burg der Halbinsel

Die Halbinselburg von Trakai wurde in der Mitte des 14. Jahrhundert im Auftrag des litauischen Großfürsten Kęstutis errichtet. Die zur Zeit des litauischen Herrschers Vytautas im Mittelalter (15. Jahrhundert) errichtete Halbinselburg von Trakai, die auch Große Burg genannt wurde, war eine der Residenzen des Großfürsten und ein untrennbarer Bestandteil des Wehrkomplexes der Stadt Trakai und Hauptstadt Vilnius. Nach dem Tod von Vytautas wurde die große Burg zur Residenz für die Fürsten Švitrigaila und Sigismund Kęstutaitis.

Mit der Zeit vernachlässigten die Fürsten das Burggelände und nutzten es zu einem anderen Zweck. Zu Beginn des 16. Jahrhundert erhielt die Halbinselburg die Rolle eines Gefängnisses. Hier wurden die Boten des Moskauer Großfürsten und andere hochrangige Staatsfeinde sowie Gefangene inhaftiert. Letztendlich wurde die Burg 1655 zerstört und erst nach zweihundert Jahren, Ende des 19. Jahrhundert wurde nach archäologischer Forschung mit der Instandsetzung des Wehrkomplexes begonnen.

 

Das Mittelalter erwacht

Jedes Jahr im Sommer locken die am Fuße des Opferbergs stattfindenden Veranstaltungen Tausende Menschen auf die Halbinsel Trakai. Die Besucher des einzigartigen Mittelalterfestes werden im Juni wie mit einer Zeitmaschine in den Trubel der Stadt in alte Zeiten zurückversetzt. Hier versammeln sich viele Händler und Kunsthandwerker, Töpfer, Schmiede, Bildhauer, Juweliere u.a., die ihre Werke präsentieren. Und die eigens für dieses Fest eingerichtete Münzprägeanstalt lädt dazu ein, sich die Nachbildung einer altertümlichen Münze zu prägen.

In der Feldküche erwartet die Besucher eine breite und erstaunliche Auswahl exotischer Leckerbissen. Die Straßenkünstler, welche die Teilnehmer in Stimmung versetzen, die Ritter, die Ausdauer, Mut und Wendigkeit beweisen, die Klänge der alten Musikensembles und der Schmiedehämmer – all dies sorgt für den Geist des Altertums, sowie für eine besondere Atmosphäre des Lebens auf der Burg und in der Stadt.


Adresse: Kęstučio Str. 4, Trakai, Gemeinde Trakai, Bezirksverwaltung Trakai