Der Gutshof von Liubavas

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Beschreibung

 

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Das Landgut von Liubavas ist eines der ältesten Landgüter Litauens; schriftliche Quellen erwähnen es ab dem 16. Jahrhundert Das Schatzbuch des Großfürsten Litauens und Königs Polens Sigismund August enthält Einträge über damals durchgeführte Reparaturarbeiten an den Fischteichen des Landgutes. Mit den Leckereien des aus wirtschaftlicher Sicht damals besonders fortschrittlichen Landgutes wurde der königliche Hof in Vilnius beliefert.

Das Gebiet des Landgutes von Liubavas zeichnete sich durch besonders üppige natürliche Ressourcen aus. Zum Landgut gehörten viele fischreiche Gewässer des Landkreises Molėtai und sogar mehrere hundert Hektar des Waldes von Lavoriškės/Nemenčinė. Dieses Massiv ist der sechstgrößte Wald Litauens. In ihm gibt es nicht nur viel Holz, sondern auch viele Tiere. Hier wurden Elche und Rehe gejagt, und hier gibt es auch viele Beeren und Pilze (meistens Steinpilze). Interessanterweise durften die Angestellten des Gutshofes nach eigenem Ermessen die Güter des Waldes sammeln, ortsfremde Personen mussten jedoch eine spezielle vom Förster von Liubavas ausgestellte Genehmigung erwerben.

Damals war das Landgut eines der Zentren für die umliegenden Gebiete (Gemeinden). Bis in die Mitte des 20. Jahrhundert, als das Landgut von der sowjetischen Regierung verstaatlicht wurde, gehörte es Personen, die für die Geschichte Litauens von Bedeutung waren. Es wurde von einst hier wohnenden Vertretern aus Kultur und Kunst berühmt gemacht. Der Kanoniker der Kathedrale von Vilnius, Mikalojus Tiškevičius, unterhielt im Herrenhaus des Landgutes sogar ein persönliches Orchester.

Gegenwärtig befindet sich auf dem Gutshof von Liubavas ein Museum, das die Besucher mit der Geschichte des Landgutes, den damals stattfindenden Herstellungsprozessen und den verwendeten Technologien vertraut macht. Hier erhält der Besucher die einmalige Möglichkeit, eine für den Alltag des Menschen besonders wichtige Erfindung aus der Nähe zu betrachten – eine Wassermühle, in der seit alten Zeiten Mehl für Brot hergestellt wird. Im Museum werden mehr als zehn weitere Produktionsprozesse vorgeführt: Holzverarbeitung, Metallbearbeitung, Tuchherstellung und sogar Stromerzeugung.

Das Landgut von Liubavas ist zweifellos ein außergewöhnliches Objekt des architektonischen, landschaftlichen und technischen Erbes. Es ist das einzige Landgut in Litauen, dessen technologische Einrichtung heute vollständig restauriert ist. Im Museum gibt es sogar eine hervorragend funktionierende hundertjährige Wasserturbine. Die Bedeutung des Landgutes von Liubavasbelegt die ihm 2012 verliehene ehrwürdige Auszeichnung „Europa Nostra“. Diese unabhängige in ganz Europa operierende Organisation hat das Museum für die besonders hochwertige Restaurierung als eines der besten Beispiele zur Bewahrung des Kulturerbes anerkannt.

Von Vilnius aus lässt sich das Landgut von Liubavas problemlos erreichen; es befindet sich unweit des Europaparks. Auf der Landstraße in Richtung Molėtai sollten Sie bei Kilometer 21 in Richtung Nemenčinė abbiegen und den Wegweisern aufmerksam folgen. Das Museum ist von April bis Oktober geöffnet. Ein Besuch muss im Voraus vereinbart werden. Zur kalten Jahreszeit besteht die Möglichkeit, das Museum in Gruppen zu besuchen.

 

Gutshof von Liubavas

Der Ursprung des Namens dieses Landgutes ist etwas rätselhaft. Es wird vermutet, dass er mit Wörtern aus dem Altpreußischen im Zusammenhang steht: Lubowo, Lubow, Liubow, Lubów,was auf Deutsch „Liebe“ bzw. „Heirat“ bedeutet. Vielleicht hat sich damals die preußische Gemeinde beim Rückzug vor Eroberern in die Tiefe Litauens zurückgezogen und sich im Tal der Gerėja (heute Žalesa genannt) niedergelassen.

Der Gutshof von Liubavas fügt sich harmonisch in die malerische Uferlandschaft der Žalesa ein. Der Hof besteht aus 20 Bauwerken mit unterschiedlichem Zweck sowie einem System aus 7 Teichen. Hier gab es einst eine Bierbrauerei und ein Kühlhaus. Bemerkenswert ist, dass der Generator der Wassermühle von Liubavas das Dorf noch bis zur allgemeinen Elektrifizierung des Landes mit Strom versorgte.

Bis heute sind die Wassermühle aus Stein, die im 18. Jahrhundert errichtete Oficina, die Orangerie, in die bei kühlem Wetter die nicht wetterfesten Pflanzen gebracht wurden, und weitere 7 Gebäude erhalten. Von den anderen Bauwerken zeugen die erhaltenen Wand -oder Fundamentfragmente. Neben dem in der Mühle eingerichteten Museum können die Besucher gegenwärtig auch die Oficina und die Orangerie besichtigen.

Am Ende des 15. Jahrhundert befand sich das Landgut Liubavas im Besitz des Grafen Albertas Goštautas, einer wichtigen politischen Person des Großfürstentums Litauen und des Autors des Ersten Litauischen Statuts. Die über ein halbes Jahrtausend verlaufende Geschichte des Landgutes ist recht verworren, denn durch Erbe oder Heirat wechselten die Eigentümer vergleichsweise häufig. Neben der Familie Goštautai befand sich das Landgut in den Händen der Tyzenhauzai, Tiškevičiai, Golejevski, Slizieniai und sogar der Radziwiłłs. Zu den erhabensten Persönlichkeiten zählen zweifellos Barbara Radziwiłł sowie der talentierte Bildhauer und Medaillenmacher Rapolas Slizienis aus dem 19. Jahrhundert

 

Das Museum der Wassermühle

Die Wassermühle von Liubavas wurde noch im 16. Jahrhundert am Fluss Žalesa errichtet. Bis heute wurde sie mindestens zweimal umgebaut. Das Gebäude, dessen Mauerwerk eine außergewöhnlich gute Qualität besitzt, konnte besonders hochwertig restauriert und vor dem Verfall gerettet werden. 2011 wurde in der Wassermühle das Museum des Landgutes von Liubavas gegründet.

Die Mühle lässt sich vergleichen mit einem Industrieunternehmen, für dessen Verwaltung Kenntnisse verschiedener Fachbereiche notwendig sind: Kenntnis der Natur, Besonderheit des Hydrosystems, Mechanik, Wissen über Mahltechniken, Buchführung. Man erzählt sich, dass die Müller des Landgutes von Liubavas stets besonders begabte, fleißige und geschätzte Menschen waren.

Das unter der Obhut von Gintaras Karosas gegründete Museum ist ein besonderes Objekt des technischen, historischen sowie kulturellen Erbes, in dem einem breiten Publikum die seit alters in der Mühle stattfindenden Arbeiten demonstriert werden. Die nahezu ein halbes Jahrtausend alte Technik wurde vollständig und besonders sorgfältig restauriert. Es gelang selbst die kleinsten authentischen Details und alte Stoffe zu erhalten. Ein Jahr nach der Wiederbelebung der Mühle hat die Organisation „Europa Nostra“ sie als beispielhaftes Objekt für die Bewahrung des Kulturerbes bekannt gegeben.

Im Museum gibt es Dauerausstellungen, die die Geschichte des romantischen Landgutes, seine Architektur, die Originalgemälde sowie die authentischen Gegenstände vorstellen: Möbel, Porzellangeschirr u.a.


Adresse: Dorf Liubavas, Gemeinde Riešė, Bezirk Vilnius